Wege und Strategien aus der Krise – Experten-Interview mit Rosemarie Konirsch | Mensch & Veränderung

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[München – 23.03.2020] Wir fragen – HR-Experten mit diversen fachlichen Hintergründen antworten. Heute bei uns im Interview: Rosemarie Konirsch von Mensch & Veränderung
Diese reflektierten Perspektiven und Einschätzungen sollen ein Stück weit dabei helfen, die aktuell für viele unübersichtliche Situation im Zuge der Corona-Krise und die damit verbundene Informationsflut etwas besser zu sortieren: Was sind direkte Auswirkungen, substantielle Herausforderungen, aber auch welche Strategien braucht es und wo ergeben sich Chancen. Es gilt, für uns alle besser zu verstehen, was nun wirklich wichtig ist – speziell für Startups und KMU, aber auch für andere Organisationen. 

Was tun in der Corona-Krise? Wir fragen HR Experten zu den Herausforderungen, Strategien und Chancen 
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… heute mit: Rosemarie Konirsch von Mensch & Veränderung

Anmerkung: Mit der im Folgenden verwendeten Bezeichnung “kleinere Unternehmen” sind primär Startups, KMU und auch Non-Profit-Organisationen in einer Beschäftigtengrößenklasse von bis zu 50 Mitarbeitern gemeint. Gleichwohl treffen die von den Experten genannten Aspekte vielfach auch auf größere Organisationen mit mehreren Hundert oder Tausend Beschäftigten zu. 

Nach der aktuellen ‘Zwangspause’ wird sich die Auftragslage in vielen Branchen schnell wieder erholen. Wertvolle Fachkräfte wegen zwischen-menschlichen Versäumnissen zu verlieren wäre fatal.

Themenfeld: "Risiken, Herausforderungen und Auswirkungen der Krise"

staffboard: Rosemarie, welche Herausforderungen siehst Du durch die aktuelle Corona-Krise auf (kleinere) Unternehmen zukommen, speziell im Kontext Deiner Expertise? 

Rosemarie Konirsch: Die Zusammenarbeit der Menschen unterliegt einem radikalen Wandel. Wichtige Ansprechpartner sind für Mitarbeiter in Produktion oder Werkstatt plötzlich nicht mehr vor Ort greifbar, da sie ihren Job ins Home-Office verlegt haben. Das Arbeiten zu Hause stellt Eltern vor die Herausforderung, ungestört arbeiten zu können, insbesondere so lange die Schulen geschlossen sind. Absprachen und Meetings finden jetzt telefonisch oder online statt. Dadurch besteht das Risiko, dass nur noch geschäftliche Belange besprochen werden und das Zwischenmenschliche zu kurz kommt. Persönliche und wirtschaftliche Sorgen setzen den Menschen zu. Die Nerven liegen schneller mal blank, dadurch können heftige Spannungen und Konflikte zu Tage treten. 

(2) Warum ist das aus Deiner Sicht “mission critical” für viele (kleinere) Unternehmen und damit potentiell gefährlich für deren Fortbestehen? 

Umgang mit Krisen bedeutet immer auch Umgang mit Ängsten. Wenn sich Mitarbeiter in dieser schwierigen Zeit von Führungskräften oder der Unternehmensleitung allein gelassen fühlen, kann dies zu Vertrauensverlust führen und die Arbeitsbeziehung stark belasten. Nach der aktuellen “Zwangspause” wird sich die Auftragslage in vielen Branchen schnell wieder erholen. Wertvolle Fachkräfte wegen zwischenmenschlichen Versäumnissen zu verlieren wäre fatal.

Wichtig sind Verständnis und Wertschätzung für seine Mitarbeiter. Reden hilft! Gerade jetzt ist es wertvoll nachzufragen, wie es den Menschen geht, worüber sie sich Sorgen machen und an welcher Stelle sie Hilfe brauchen.

Themenfeld: "Mitarbeiter, Führung und HR"

Als erfahrene Expertin für HR und Organisationsentwicklung: Was macht diese Situation mit den Menschen? Welche Effekte erwartest Du für die Führungskräfte und Mitarbeiter in (kleineren) Unternehmen? Und was braucht es, um zielgerichtet damit umzugehen? 

Veränderungsprozesse lösen eine Reihe ungewollter Reaktionen bei Menschen aus. Neben den Ängsten sind auch immer Widerstände mit im Spiel. Sich auf Neues einlassen zu können gelingt nicht jedem gleich gut. Egal wie unausweichlich das Neue ist. Menschen haben ein unterschiedliches Tempo, wie schnell sie das gewohnte oder gar geliebte Alte loslassen können. Hierfür braucht es Verständnis und Wertschätzung. Reden hilft! Gerade jetzt ist es wertvoll nachzufragen, wie es den Menschen geht, worüber sie sich Sorgen machen und an welcher Stelle sie Hilfe brauchen. 

Wie bewertest Du die Rolle von HR (Human Relations/Personalwesen)? Was kann bzw. muss HR jetzt tun, um eventuell gegenzusteuern und die Organisation weiter zu stabilisieren? 

HR ist gerade extrem gefordert die ganzen rechtlichen Fragen wie Kurzarbeit & Co. zu regeln. Daher darf der Erwartungsdruck auf HR im Augenblick nicht zu hoch sein. Wenn Luft ist, kann HR dafür sensibilisieren, dass gerade jetzt auf Zusammenhalt zu achten ist. Führen auf Distanz braucht mehr Kommunikation. Auf das Herstellen von Nähe kommt es an. Zudem ist Orientierung gefragt. Regelmäßige Informationen per Intranet (sofern vorhanden) oder per Mail an alle Mitarbeiter sind hilfreich, damit die Belegschaft weiß, wie die Geschäftsleitung mit der Krise umgeht und welche Schritte als nächstes anstehen.

“Es braucht Mut und Vertrauen in die eigene Kompetenz und die eigenen Stärken. Es gibt gute Gründe, warum dieses Unternehmen gegründet wurde. Diese Gründe sind trotz Krise immer noch gültig. Gleichzeitig gilt es, jetzt wandlungsfähig zu sein und neben den Türen die sich schließen, die Türen zu finden, die sich gerade öffnen.

Themenfeld: "Digitalisierung, Kompetenzen und Mindset"

Welche Sofortmaßnahmen können (kleinere) Unternehmen direkt ergreifen, um weiterhin handlungsfähig zu bleiben? Hast Du aus Deiner Perspektive eventuell ganz konkrete Handlungsanweisungen?

Aus der Solidarität heraus entstehen gerade viele Unterstützungsangebote – gerade für kleinere Unternehmen. Es lohnt sich, diese zu nutzen. Wir bieten beispielsweise kostenfrei 30-minütige Coachinggespräche an (online oder telefonisch). In einer Krisensituation kann es sehr wertvoll sein, den Kopf durch ein kurzes Gespräch mal wieder sortiert zu bekommen und das Licht am Ende des Tunnels zu sehen. 

Welches Mindset und welche Kompetenzen brauchen (kleinere) Unternehmen, um gestärkt aus dieser Krisensituation hervorzugehen? Wie zeigt sich das konkret? 

Wir brauchen alle gerade viel Tapferkeit. Denn so wirklich weiß ja niemand, was noch alles auf uns zukommt. Zur Tapferkeit gehört Mut und Vertrauen in die eigene Kompetenz und die eigenen Stärken. Es gibt gute Gründe, warum dieses Unternehmen gegründet wurde. Diese Gründe sind trotz Krise immer noch gültig. Gleichzeitig gilt es, jetzt wandlungsfähig zu sein und neben den Türen die sich schließen, die Türen zu finden, die sich gerade öffnen. Bevor man jedoch Entscheidungen von großer Tragweite trifft, lohnt es sich kurz innezuhalten und die nächsten Schritte mit klugen Köpfen (innerhalb des Unternehmens oder außerhalb) zu diskutieren, die einem helfen können, den sinnvollsten Weg zu finden. 

Welche Rolle kann Digitalisierung spielen, um Antworten in der Krise zu finden? Können digitale HR-Lösungen einen Mehrwert bringen?

Viele Unternehmen lernen gerade, Videokonferenzen zu nutzen. Es gibt Anbieter, die für einen kleinen Umfang (Begrenzte Teilnehmerzahl und Konferenzdauer) auch freie Lizenzen zur Verfügung stellen. Und auch dem Einsatz von Kollaborationstools kommt jetzt eine neue Bedeutung zu. Damit gelingt es Kontakt zu halten und Informationen gebündelt für Teams zur Verfügung zu stellen, ohne dass ein endloses E-Mail-Ping-Pong in Gang kommt.

Themenfeld: "Chancen, Gewinner und Ausblick"

Lass uns eine Plattitüde bemühen: Gemeinhin heißt es, dass jede Krise auch neue Chancen mit sich bringt. Wie bewertest Du das in diesem Kontext? Welche Chancen siehst Du und warum? 

Gerade im digitalen Umfeld entstehen gerade neue Geschäftsfelder. Es wird zu mehr Vernetzung und Austausch kommen. Regionale Veranstaltungen verlagern sich gerade in die virtuelle Welt. Dadurch werden sie auch überregional zugänglich. Dies wird zur Vermehrung des Wissens von Einzelnen führen. Bestehende Netzwerke werden größer. All dies kann große Innovationssprünge nach sich ziehen. 

 

Über unsere heutige HR Expertin: 

Mit ihrem Unternehmen Mensch und Veränderung geben Bernd Thiedmann und Rosemarie Konirsch Impulse für erfüllende Zusammenarbeit. Bernd ist erfahrener Veränderungsbegleiter sowie Konflikt- und Krisencoach. Rosemarie unterstützt dabei, in Veränderungsprozessen stimmig auf unterschiedliche Persönlichkeitstypen einzugehen. Unter dem Titel “Alte Hasen und neue Tools” gibt sie Impulse wie es gelingt, alle Generationen fit für die virtuelle Welt zu machen. 

Rosemarie Konirschs Expertise und fachlich-inhaltlicher Hintergrund: 

  • Veränderungsprozesse/Wandel/Change Management
  • Unternehmenskultur & Werte
  • (Arbeits- und Wirtschafts-) Psychologie
  • Unternehmensstrategie
  • Beratung von Unternehmen in (wirtschaftlichen) Krisensituationen

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